denn das Internet ist ausgefallen. Seit Tagen ruckelt es schon beim Fernsehen aber nun ist es traurige Gewissheit. Das Internet ist kaputt! Der Nörgler nörgelt, dass man sich schon wieder um Dinge kümmern müsse zu denen man gerade keine Lust hat, die das Leben einem ungefragt aufdrückt, die wieder unendlich viel Zeit und Auseinandersetzung mit der Firma bedeuten, die das Internet bereitstellt. Ich-will-keinem-zur-Last-fallen möchte, dass wir zuerst bei uns zu Hause schauen, ob die Störung nicht von uns verursacht – bei uns zu finden ist, bevor wir beim Anbieter ein Fass aufmachen. Der Antreiber stimmt ihm zu und befiehlt sämtliche relevanten Stecker zu ziehen und die betreffenden Geräte vom Strom zu nehmen. Resultat? Nichts! Der Antreiber drückt uns als nächste Maßnahme auf, den selbstständig denkenden Router zu befragen. „Nein, das kann man auch auf mentaler Ebene – Stecker sind dazu nicht nötig“, säuselt der Sarkastische zum Faulen rüber, dem die Stecker ab – Stecker ran Aktionen schon wieder zu viel Arbeit bedeuten. Nachdem der allwissende Router die Fehlerquelle im technischen Netz des rosa Riesen lokalisierte, blieb selbst Ich-will-keinem-zur-Last-fallen keine andere Wahl als der Störungsmeldung beim Anbieter zuzustimmen. Um nicht wieder über alle Maßen Zeit in der telefonischen Warteschleife des Giganten zu verbringen, verweist uns der Zielstrebige an die Online-Störungsmeldung. Der Antreiber ist beinahe erstaunt darüber, wie reibungslos und schnell diese Meldung funktioniert. Wir gehen nun von 48 Stunden Entstörungsfrist aus und merken wie weit weg die restliche Welt von uns gerückt ist. Heutzutage ist ein Ausfall des Internet ja mit einer Art Totstellen gleichzusetzen. Es geht kein Festnetztelefon mehr, kein Radio, Fernsehen, Internetrecherchen, Onlinebestellungen. Glücklicherweise sind unsere Haustüren noch nicht vernetzt, so dass wenigstens ein einwandfreies Kommen und Gehen in die eigene Einsatzzentrale (Wohnung) möglich ist. Der Ängstliche befürchtet den Ausschluss aus der Gesellschaft, denn erst in so einer Situation bemerkt man mal wieder wie oft wir doch mit diesem Internet agieren. Just da braucht es wieder eine Bestellung von Katzenstreu oder ist eine besonders wichtige Überweisung per Onlinebanking auszuführen. „Ja, Kruzifünferl“, würden unsere bayerischen Freunde jetzt schimpfen und es ist noch ein Segen, dass unser Aggressiver momentan recht entspannt ist und es bei dieser ausgefallenen Schimpftirade bewenden lässt. Der Kontrolletti schaltet sich ein und überwacht das Vorankommen des Fortschrittbalkens unserer Störungsmeldung im Internet. Vorsichtshalber haben wir unsere Freunde per Handy (für Zugereiste – es handelt sich hierbei um ein Mobiltelefon) benachrichtigt, dass wir nur ungenügend erreichbar sind. Nach fast genau 24 Stunden rückt der Balken einen Millimeter auf der Skala weiter ohne dass sich etwas Relevantes ereignet hat. Der Kontrolletti bleibt dran. Der Realist hat die Hoffnung aufgegeben. Erinnert er sich doch noch äußerst lebhaft an die letzten Störungen, die wir unseren Anschluss betreffend gemeldet hatten. Der Ironische, hat schon befürchtet, dass wir Vergnügungssteuer bezahlen müssen, wenn wir weiterhin so viel Spaß mit den Störungen haben werden wie bisher. Nachdem nun sogar mehr als 48 Stunden ohne die Beseitigung unseres Problems vergangen sind, wie der Kontrolletti feststellte, hat sich der gigantische Anbieter unserem Kritiker zu stellen. Er forderte nun die telefonische Reklamation ein, nachdem der Onlinekram nicht erfolgreich war. Wir klemmen uns am Freitagnachmittag ans Telefon und ergeben uns zuerst einmal der Warteschleifenmusik. Nach diversen Fragen ob wir auch die richtigen Anschlussbesitzer sind, ob wir das Gespräch aufzeichnen wollen und was wir denn eigentlich wollen bekommen wir einen leibhaftigen Ansprechpartner anstelle der bisherigen Computerstimme zur Seite gestellt. Die Laune aller beteiligten Insassen hat bereits deutlich gelitten bei den Auskünften, die wir dem Computer bereits erteilen mussten. Nun wird der Mitarbeiter des Anbieters uns gehörig auf die Probe stellen. Nach einer sehr freundlichen Begrüßung reklamieren wir bei ihm die Bearbeitung unserer vor mehr als 48 Stunden online gemeldeten Störungsmeldung. Er findet unsere Meldung und fragt scheinbar unbedarft nach warum wir nicht telefonisch gemeldet hätten, dann wäre die Störung viel schneller bearbeitet worden. Meine Insassen rotten sich zusammen. Der Nörgler schiebt sich erfreulicherweise zuerst nach vorn. Er nöhlt den Mitarbeiter an, warum seine Firma eigentlich ein Onlinetool zur Störungsmeldung bereitstellen würde, wenn dort eingehende Störungen nicht bearbeitet werden würden. Der Nörgler erhält keine Antwort, was der Aggressive sehr schade findet. Er drängt sich langsam aber sicher vorwärts um den Nörgler zu unterstützen. Wieder misst der Mitarbeiter die technischen Leitungen durch – was das Onlinetool vor mehr als 48 auch schon getan hat und stellt ebenso wie das Tool fest, dass der Fehler im Netz des Giganten liegt. „Welche Überraschung?“ johlt der Ironische und lässt uns die Hände auf die Schenkel klatschen. Wir nutzen nämlich für den Anruf das Handy mit Freisprechfunktion und brauchen es nicht ans Ohr halten. Unser Ehemann nimmt den sich verschärfenden Ton meiner Insassen wahr und rückt auf dem Sofa ein Stück von uns weg. Seine Augenbrauen konkurrieren im Hochgezogen werden mit der Menge der anfallenden Stirnfalten. So einen Ton ist er von uns nicht gewöhnt. Dieser Ton lässt nichts Gutes verheißen und ist eine Warnung an jeden der ihn hört. Offenbar ist die Tonveränderung auch beim Mitarbeiter des Anbieters eingetroffen, denn schleunigst bemüht er sich für uns einen Termin zu finden an dem uns ein Techniker heimsuchen wird. Warum das nötig ist, fragt der Kritiker den Mitarbeiter am anderen Ende des Telefons (welches erfreulicherweise wirklich weit weg ist um seine Gesundheit zu erhalten, meint der Aggressive). Der Fehler läge doch wie bereits von ihm UND unserem allwissenden Router festgestellt im Netz und nicht bei uns zu Hause. Na, weil vielleicht doch der Fehler nicht nur im Netz liegt sondern eventuell doch bei uns zu Hause und dann müsse der Techniker ja Zugang zur Wohnung haben. Es erschießt sich uns nicht, dennoch bleibt uns nichts anderes übrig als dem Termin zuzustimmen. Am Wochenende kommt kein Techniker, sagt er und bietet uns Montag früh um acht Uhr einen Termin an. Wir sind nicht da um diese Zeit, meint der Zielstrebige zu ihm. Naja er wolle uns natürlich möglichst schnell einen Termin vergeben. Der Zweifler, der sich bisher nicht in das Gespräch eingemischt hat, zweifelt an der Kundenfreundlichkeit des Anbieters, denn wir warten nun bereits seit 48 Stunden obwohl wir (wie wir erst hinterher festgestellt haben einen Anspruch auf Entstörung innerhalb von 24 Stunden gehabt hätten), weil Freitagnachmittag ist, dürfen wir tatsächlich bis Montag warten. „Das sind dann fünf Tage Steinzeit!“, feiert der Anerkennungsjunkie unseren Erfolg im Reklamieren. Wir können einen Termin am Montag zwischen 16 und 18 Uhr ergattern, nachdem wir den Mitarbeiter überzeugen konnten, dass nicht alle Menschen im Homeoffice arbeiten. Die Lebensfreude muss gleich kotzen, weil sie für mindestens fünf Tage nur sehr eingeschränkt agieren darf. Wie zum Hohn rast nach dem beendeten Gespräch der Fortschrittbalken im Onlinetool bis auf den vorletzten Strich vor. Der Harte möchte eigentlich gern, vom Aggressiven angefeuert das Handy gegen die Wand schmeißen. Kritiker und Kontrolletti verhindern das in letzter Minute um den völligen Ausschluss von der Außenwelt zu verhindern. Für alles was wir momentan aus dem Internet saugen wollen, benötigen wir das mobile Datenvolumen des Handys und selbstverständlich dauert es nicht lange bis und einen SMS anschreit, dass wir nun das Datenvolumen fast aufgebraucht hätten und gern neu dazu buchen können, wenn wir noch welches brauchen würden. Meine 3 Spezialfreunde der Kontrolletti, der Kritiker und der Aggressive formieren sich….
Der Montag kommt und das Zeitfenster der Entstörung naht, der Techniker, der mehrfach per SMS angekündigt wurde und für dessen Zugang zu allem was er begehrt gesorgt sein soll, meldet sich telefonisch. Wie soll es auch anders sein, sitzen wir pünktlich zu seinem Anruf ohne Handy auf dem Klo. Seine Nachricht auf dem Anrufbeantworter lässt uns gleichzeitig platzen und frohlocken. Sind wir doch wieder an die Welt angeschlossen, da er die Störung am grauen Kasten auf der Straße beheben konnte. Dafür mussten wir geschlagene fünf Tage warten! Meine Insassen sind begeistert, teilt der Ironische mit. Nun könnte man ja denken jetzt wäre wieder alles gut – weit gefehlt! Denn fünf Tage ohne Netz ziehen eine Erstattungsforderung für das nichtsnutzige Netz und das unfreiwillig verbrauchte Datenvolumen nach sich. Natürlich bekommt man die nicht automatisch gutgeschrieben sondern muss sich wiederum den Widrigkeiten des Reklamierens stellen. Da sich meine 3 kleinen Schweine bereits formiert haben, geht es dieses Mal gleich ans Telefonieren. Sie sind gut aufgestellt und geben sich zuerst noch freundlich und höflich, trotzdem ihre Geduld bei den Fragen in der Warteschleife erneut ziemlich gelitten hat. Kann doch der neue Mitarbeiter nichts für den Unwillen der Technik und den Spot des bisherigen Bearbeiters. Wir teilen den Zeitraum der unwilligen Technik mit und fordern Erstattung, sind anschließend über alle Maßen ergriffen über die Üppigkeit der Gutschrift für fünf Tage totale Abgeschiedenheit. „Wir sollen hier nicht so rum toben“, meint der Ironische, „sonst müssen wir demnächst für die Ruhe, die uns der Anbieter zukommen lässt noch zahlen!“ Wir danken für die Großzügigkeit und wagen es nach einer Erstattung für das verbrauchte Datenvolumen zu fragen. „Was wollen wir? Erstattung von Mobilfunkdatenvolumen wenn wir doch beim Festnetz reklamieren?“ , der Mitarbeiter will nachfragen. Wir werden erneut begrüßt. Na, kennt ihr das auch? Kalt weiterverbunden haben wir es genannt. Prima für den Kunden, der nun wieder von vorne beginnt sein Problem zu schildern. „Warum wir mobiles Datenvolumen haben wollen, wenn unser Festnetzanschluß kaputt war?“ Der Harte und der Aggressive rangeln gerade wer die neue Dame durch den Hörer ziehen darf. Der Aggressive gewinnt und schlägt statt des lauten Gebrülls wie sonst üblich den wirklich gefährlichen, leisen aber sehr deutlichen Ton an. Nicht eine einzige Silbe verschluckt er und jedes Wort schießt wie ein Kanonenschlag aus unserem Mund. „WEIL WIR UNSER GANZES MOBILES DATENVOLUMEN AUFBRAUCHEN MUSSTEN, DA UNSER FESTNETZANSCHLUSS MIT INTERNET FÜNF TAGE AUSGEFALLEN IST!“ Die Mitarbeiterin hat tatsächlich den letzten Einschlag gehört und fragt dennoch ob wir denn Festnetz und Mobilfunk beim gleichen Anbieter nutzen würden – ja das tun wir! Und auch sie müsse mal nachfragen ob das möglich ist. Der Aggressive, der noch immer den gefährlich freundlichen Ton anschlägt, fragt ob wir nun erneut kalt verbunden würden. Die Dame ist mittlerweile auch etwas verunsichert ob unserer Art und meldet sich sofort mit einer Neuigkeit zurück ohne uns weiterzuleiten. Der Kollege vom Festnetz hätte einen „Wautscher“ buchen müssen für eine Erstattung von Kosten zum Mobilfunk und weil er das nicht getan hat, könne sie systembedingt keine Erstattung fertigen. Wir erlauben uns die Frage was denn ein „Wautscher“ wäre und erhalten die erfüllende Antwort, na dass es eben ein „Wautscher“ wäre. Selbst mein Aggressiver ist momentan so irritiert, dass er recht freundlich fragt was denn unsererseits nun zu tun wäre um doch noch in den Genuss der Erstattung zu kommen. Na wir müssen einfach auf die Internetseite gehen und eine „Wautscher“ buchen. Sie duzt uns mittlerweile und wir sind befremdet über so viel Vertrautheit. Wo müssen wir denn diesen „Wautscher“ buchen und wie? Na, da musst du auf die WINS-Seite gehen und dort buchen. Sie ist nun auch irritiert ob unserer Begriffsstutzigkeit. Und uns dämmert es. Wir fragen ob sie weiß, dass sie gerade mit dem Kunden sprechen würde und nicht mit dem Mitarbeiter des Festnetzanschlusses. Ohhh! Sie müsse mich nun doch weiter verbinden, da sie hier keine weiteren Befugnisse habe. Wir müssten gar nichts tun. Uns ereilt das Schicksal einer neuen Mitarbeiterin. Oh Wunder, sagt diese doch glatt, dass wir wohl schon mehrfach weiterverbunden wurden und nimmt dem Aggressiven den Wind aus den Segeln. Auch sie kommt uns mit dem imaginären „Wautscher“ und der Aggressive, dem nun wirklich der Kragen platzt, raunzt sie an, dass wir endlich unsere Erstattung haben wollen und es uns völlig egal ist ob sie dafür einen „Wautscher“ oder sonst was buchen muss. Wir sind entnervt. Fünf Tage ohne ausreichenden Anschluss an die restliche Welt und dann zwei Stunden telefonische Reklamationsexkursion machen selbst uns alle zusammen mürbe. Die Kreative kann sich mit diesem komischen Begriff „Wautscher“ nicht abfinden und googelt ihn. „Viel Spaß beim Nachmachen“, lacht sie. Wir erhalten den dezenten Hinweis, dass es sich hierbei nicht um einen „Wautscher“ sondern um einen „Voucher“ (gesprochen: wautscher) handelt, einen Gutschein für im Voraus bezahlte Leistungen. „Na dann vielen Dank und bitte diese Odyssee nicht so schnell wieder!“, meint der Faule abschließend, den sowohl das Gehabe der 3 kleinen Schweine als auch die ganze Arbeit wie allzu oft total genervt haben.
„Übrigens Schatz“, höre ich meinen Mann sagen, „das Internet ruckelt schon wieder…“